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Auf der Karte oben sieht man den geplanten Track in einem Stück in dunkelgrau und die gerittenen Tagesetappen bis zum Abbruch. Der Planweg konnte leider wegen zu vieler Kilometer und der unerträglichen Hitze im Sommer 2022 nicht zu Ende gegangen werden und der Alternativweg musste nach einem schweren Unfall am 5.Tag auf dem Weg zum passo Soreda abgebrochen werden. Der geplante Weiterweg für diesen Tag in cyan.

Zum gesamten Rittbericht: Seit 15 Jahren schreibe ich jetzt Rittberichte über meine Exkursionen mit meinem Pony - das hier war mit Abstand die schwierigste Arbeit überhaupt. Ich habe versucht eine zeitlich konsistenten Aufzählung der Ereignisse und meiner Gedanken dazu zu schreiben. Zum Verständnis der Geschehnisse und der daraus resultierenden Ereignisse ist das wichtig. Alle nachträglichen Einschübe und Erklärungen sind farblich markiert oder wie dieser Abschnitt. Da dies zu schreiben eben so schwierig war, hat es eine Weile gedauert - warum, wirst du verstehen wenn du alles gelesen hast.

 
Downloads:
in der zip-Datei sind auch ein paar Karten-/ und
GoogleEarth-Screenshots enthalten, die im Rittbericht fehlen.

Die Vorgeschichte

Casanova, mein kleines Araber-Mix-Pony, ist zum Zeitpunkt dieses Rittes 24 Jahre alt, noch sehr fit aber eben nicht mehr der Jüngste - und ein ursprüngliches Flachlandpony. Ich würde mein Pony nicht als trittsicher beschreiben, er läuft im flachen Gelände gerne sehr energieoptimiert (2 mm über Grund), dennoch habe ich mit ihm zusammen Dinge gemacht die die meisten Geländereiter mit ihren trittsicheren Pferden nicht tun und bisher seit 15 Jahren etwa 40-45000 km zurückgelegt - mit dem selben Pferd. Und Unfälle sind in der Vergangenheit schon passiert aber nie in  vorhersehbaren Situationen.

Meist oder eigentlich immer waren es eben tatsächlich Unfälle die ohne Vorankündigung einfach geschehen sind und meistens war der Leidtragende eines Unfalls eher der Reiter, nämlich ich. Das nicht trittsichere Pferd kann zumindest hervorragend fallen incl. sich überschlagen (ganz beliebig mit oder ohne Reiter). Casanova schaltet im Hochgebirge und in anderen gefährlichen Situationen allerdings immer in seinen "Bergmodus". Da wird er dann richtig cool und das Gegenteil von Fluchttier. Aber auch er scheint seine Grenzen zu haben was du im Verlauf dieses Berichtes lesen wirst.

So wollte ich gerne noch ein letztes mal einen Extremtrail in den Alpen mit Vollgepäck und ohne feste Übernachtungsziele wagen und habe mich schon am 30.10.21 zum Dolomitentrail bei Peter van der Gugten (Website) angemeldet. Peter ist in der Szene bestens bekannt, ist Weitreiter WRG, Guide FITE, Wanderrittführer DWA / ASRE und Gründer und Leiter der Wanderreit-Akademie.ch, außerdem seit vielen Jahren und tausenden Kilometern mit unterschiedlichen Pferden im Hochgebirge unterwegs - also sollte ich mit meinem letzten Extremritt in den Alpen hier gut aufgehoben sein.

Die E-Mail schien "verloren" gegangen zu sein, im Januar '22 hab' ich nachgefragt, denn es gab auf der Website noch keinen Termin und dann wurde dann auch ein aktuelles Anmeldeformular für den 2022er-Ritt auf die Seite gestellt, mit Termin. Diesen Trail bin ich 2019 schon einmal zu dritt (auch mit Peter) als Erstritt gegangen und ich weiß, dass er ihn "entschärft" und gruppentauglicher gemacht hat. Alle heftigen Stellen aus der Explorerversion wurden von Peter herausgenommen und ich war mir sicher, dass Casanova das ohne Probleme packen wird.

Ich wollte gerne die Tour filmen und wieder ein Musikvideo machen - allerdings nur, wenn es mehrere Teilnehmer gäbe. Und die Dolomiten sind eine der schönsten Berggegenden die ich bisher erritten habe, aber es sollte nicht sein. Im Mai 22 bekam ich, auf Nachfrage, die Mitteilung, ich sei der Einzige der sich angemeldet hat und er könne den Trail für eine Person nicht gehen, der Aufwand sei zu groß. Habe ich zwar nicht verstanden da fast keine Übernachtungen eingeplant, praktisch keine Vorbereitungen zu treffen sind und er mir sofort einen vergleichbaren Ersatztrail angeboten hat, aber - ok, muss und kann ich akzeptieren.

Der Ersatztrail war zu dritt angedacht, er würde sich melden. Und die Tour wäre in der Surselva geplant, südliche schweizer Alpen. Italien ist zwar erheblich günstiger als die Schweiz und das Theater mit den schweizer Zollformalitäten für 2 Wochen Aufenthalt mit dem Pferd hätte ich mir gerne erspart, aber egal - ich war bereit dies durchzuziehen denn es gab für mich keine Alternative da es wohl der letzte Ritt mit Vollgepäck in den höheren Alpen sein würde und ich niemanden kenne der so etwas mit mir durchziehen würde. Und Peter hat sehr viele Bergkenntnisse und ein hervorragendes Netzwerk in den Alpen was das Suchen nach passenden Wegstrecken und einer passenden Unterkunft sehr erleichtert.

Die Vorplanung

Peter wollte mir Details schicken, es kam aber erst mal nichts. 10 Tage vorher, am 7.Juli frage ich dann nach und erfahre, dass alles passt, wir aber nur zu zweit reiten werden - hm. Der Ritt sollte am 18.Juli starten (Treffen vermutlich am 17.) und am 15. erhielt ich, wieder auf Nachfrage, nähere Details (gpx-Track mit der geplanten Wegstrecke) - er war aber unvollständig, und teilweise nicht lesbar, ich musste ihn erst komplett nachzeichnen um ihn aufs GPS-Gerät zu bekommen.

Für mich ist eine ausführliche Vorplanung in solch schwierigem, nicht wirklich sicheren Gelände unabdingbar. Ich habe von zu Hause die Möglichkeit fast jede Stelle des geplanten Weges im Detail anzuschauen. Man muss sich immer klar machen, dass die ganze Wegführung und Berichte darüber, nicht für Pferde ausgerichtet sind. Unten habe ich einen Button hinter dem die Schwierigkeitsdefinitionen der Bergwege erklärt werden - für Menschen, nicht für Pferde. Diese können sich extrem gut in sehr steilem Gelände bewegen, finden sich in fast jedem Gelände zurecht aber einige Dinge können sie nicht, z.B über Stellen klettern (bei dem Mensch die Hände braucht).

Auch Engstellen sind teilweise nicht machbar durch das Problem des Vollgepäcks, das sie natürlich breiter macht, den Schwerpunkt nach oben verlagert. Daher schaue ich mir immer den geplanten Weg äußerst intensiv an. Ich kann an Hand der Topo(grafischen) Karte und google earth viele potentiellen Schwierigkeiten erkennen, bewerten und Alternativstrecken ausarbeiten und den Zeitbedarf ermitteln. Genau so mache ich es wenn ich ins Hochgebirge gehe - aber dieses Vorgehen, insbesondere die Ausarbeitung der Alternativmöglichkeiten, benötigt Zeit.

Den ganzen 16. Juli habe ich diesen Plantrack bis in die späte Nacht auf meinen Karten nachgezeichnet und analysiert, die in meinen Augen schwierigen Stellen auf google earth näher angeschaut und irgendwie war mir nicht wohl dabei - ich hatte einfach ein schlechtes Gefühl. Normalerweise kann ich über die gpx-Tracks und die Topokarten sehr gut einschätzen wie "rund" (und schwierig) eine Wegführung ist, im Hochgebirge ist das allerdings nicht wirklich verlässlich da die zu erwartenden Hindernisse (für ein Pferd) den Karten nicht sicher zu entnehmen sind.

Der Plantrack enthielt Wegführungen über etliche T2-Bergpfade, was ja meistens, aber nicht immer machbar ist, aber auch über T3 und T4 was fast immer unmöglich für Pferde ist, und oft keine Möglichkeit diese Stellen sinnvoll zu umgehen. Schon auf der Dolomitentour 2019 ist mir aufgefallen, dass Peter mehrmals über T3 und T4 geplant hatte, wir sind diese Wege aber dann vor Ort nie gegangen. Es ist halt nur schwierig wenn es keine realistische Alternative zu dem unpassierbaren Weg im Plan gibt. Und die Westalpen sind wesentlich heftiger als die Dolomiten, also weniger Wege um ein Ziel zu erreichen - das alles war mir nach der Kurzanalyse bewusst. Ich hätte gerne die Trackdaten wesentlich früher gehabt um selbst ausreichend recherchieren zu können.

Das Problem beim Bergwandern mit Pferd sind in der Regel kurze Stellen ohne Weg, z.B. in langen Geröllfeldern, schlüpfrige Übergänge über Bachläufe/Wasserfälle, mit Metallstegen, mit Ketten/Seilen gesicherte Stellen (für Menschen kein Problem aber Pferde können sich nicht festhalten) und meist ist dann der Weg extrem schmal und die Seile behindern an den Füßen oder am Gepäck, und andere Schwierigkeiten welche die Möglichkeit, umdrehen zu müssen, beinhalten. Ein Weg wird auf der Karte manchmal (aber nicht immer) von einer Wegkreuzung zur nächsten mit dem Schwierigkeitsgrad gekennzeichnet der maximal vorhanden ist wobei die tatsächlich schwierige Stelle nur ein paar Meter ausmachen, am Anfang oder am Ende der Teilstrecke liegen kann.

Was in der Definition ab T3 als leichte Form von Felsklettern bezeichnet ist, kann für ein Pferd unmöglich oder sehr schwierig sein und beinhaltet immer ein hohes Absturzrisiko. Daher sollte man jegliche Bergpfade ab T3 nicht in die Planung nehmen, bei T2 sollte man genauer hinschauen, denn auch da gibt es Stellen die nicht machbar sind und manchmal, auf Grund des engen, steilen Geländes, existiert keine direkte Umgehungsmöglichkeit. Bei der Ansicht dieser Stellen in google earth und/oder über Bilder der Vorwanderer kann man dies oft genauer bestimmen.

Aus meiner Analyse: Dieser Abschnitt der geplanten Wegführung vom "passo Bornengo" (2630m) Richtung Cadlimohütte ist auf der OSM-Karte über eine lange Strecke bis zur refugio als T4-Klettersteig ausgezeichnet und das Schlimmste, für die Stelle gab es keine einfache Umgehung, die man zur Not hätte nehmen können. (Bilder vergrößern durch Anklicken)

Dieser Screenshot aus google earth lässt schon die berechtigte Frage zu, ob diese Stelle mit Pferden sinnvoll zu überwinden wäre. Es kann gehen - muss es aber nicht! Geht es nicht, müssten wir umdrehen und eine Alternative Wegführung suchen. Dieses Umdrehen hört sich immer locker an, aber in der Realität geht man über 10 schwierige Stellen um bei der elften zu sagen "jetzt ist genug" . Dann dreht man um und hat wieder 10 schwierige Stellen vor sich die u.U. in der Gegenrichtung noch heftiger sind. Das ist mein Grund vor einem solchen Ritt ausführlich zu recherchieren!

Auf dem Screenshot der OSM-Karte links sieht man den Felsaufstieg, den wir hätten gehen müssen. So detailliert kann man im Vorfeld einen Hochgebirgstrail analysieren und den Plantrack vorbereiten und ich mache dies immer genau so, aus Achtung vor den Pferden.

Denn, auch wenn wir durch Zelt/Tarp, Mahlzeiten, Kraftfutter und E-Zaun, überall campen könnten ist das dennoch nicht überall möglich - wegen der Pferde. Man braucht ein mäßig ebenes Stück mit ausreichend Gras für die Nacht, Wasser in der Nähe und evtl. Wind-/Regenschutz. Gehe ich 4 Stunden zu einem Pass hoch und weiter in die Berge und muss umdrehen, dann muss ich in der Helligkeit ein geeignetes Stück Wiese erreichen. Also muss ich wissen wie viel Zeit ich habe um wohin zu kommen und danach entscheiden, ob es möglich ist einen Weg zu gehen und anzukommen, oder umzudrehen und anzukommen oder ob es nicht möglich ist. Vorplanung ist, gerade in solch schwierigem Gelände, unglaublich wichtig! Es gab noch weitere 3 oder 4 kürzere Wegstrecken mit T3-Markierung.

Die Stornierung

Für mich sah der Track sehr improvisiert, nicht wirklich vorbereitet, aus aber vielleicht ersetzt ja Peters Ortskenntnis die Planung? Ich bin dann gegen 2 Uhr schlafen gegangen und als ich morgens aufwachte, hatte ich das dringende Gefühl diesen Ritt nicht antreten zu sollen, so etwas wie eine intensive Vorahnung. Ich habe schriftlich (Facebook-Messenger) storniert, mit der Begründung "dies sei nicht das was ich mit der Dolomitentour für mein Pony wollte und für angemessen halte", habe auch die diversen T3 und T4 Wege erwähnt, die im Plan waren.

Peter versuchte dann sofort mich über Facebook anzurufen, ich musste zurückrufen da mein PC kein Mikro hat und den Fb-Messenger auf dem Handy will ich nicht. Er meinte, "meine Einschätzungen würden auf einem Irrtum beruhen. Er würde die Strecke zu 98% kennen, wäre die meisten Wege schon einmal gegangen und da wären keine T3/T4-Wege, das meiste sei ganz easy" (allerdings sei er die Strecke aus dem obigen Screenshot noch nicht gegangen).

Ich habe ihm, neben dem obigen, auch einen screenshot aus google-earth über alle Stellen auf seinem Track mit Pfaden schwieriger als T2 geschickt und er meinte "er würde die Planung auf einer offiziellen Alpen-Karte des schweizer Alpenvereines (SchweizMobil ?) erstellen und da wäre dieser Weg als T2 markiert. Wege ab T3 könnte man mit Pferden nicht gehen. Außerdem wäre im Gelände bei den Wegweisern immer angegeben welchen Schwierigkeitsgrad man zu erwarten hat"

Dass exakte Schwierigkeitsgrade auf den Wegweisern stehen, ist mir bisher noch nie aufgefallen - auch nicht auf dem aktuellen Ritt.

Was die Planungs-Karte betrifft, die kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. (vermutlich ist es: map.schweizmobil.ch - die hätte jedoch keine Unterscheidungen T1-T4)

Auf dem Bild (rechts oben) sieht man die Wegmarkierung in dieser Region der Schweiz: Weiß-rot-weiß steht für Bergweg und beschreibt alle Pfade die durch die Berge führen und einfacher sind als der Alpinweg. Auf www.bergwelten.com findet man: "Zudem gibt es auch hier eine Schwierigkeitsbewertung, die sich allerdings von der Deutschen unterscheidet:

einfache Wanderwege sind mit gelben Pfeilen oder Rauten markiert, Bergwanderwege weiß-rot-weiß und die schwierigeren Alpinwanderwege weiß-blau-weiß". Der Alpinwanderweg in der Schweiz wird hier so definiert: "Sie führen ins freie, hochalpine Gelände und werden weder beschildert noch gewartet. Je nach Untergrund sieht man mehr oder weniger gut ausgeprägte Trittspuren". Von exakten Schwierigkeitsgraden des Bergweges (weiß-rot-weiß) keine Spur. (siehe auch "Definition T1-T4" weiter oben).

Na ja, ich bin ja "Harald-Schmerzfrei", Peter wird schon wissen, dass der Weg geht und irgendwie wird es schon gut gehen. Und ich bin in der Lage so eine Tour auch alleine zu gehen, es erscheint mir nur zu gefährlich falls etwas passiert. Ich hatte mich auch wirklich auf eine weitere Tour mit ihm gefreut (die vierte übrigens) und es war ja auch relativ absehbar, dass Casanova irgendwann nicht mehr zuzumuten war, 32 kg Gepäck über extreme Steigungen hoch und runter zu tragen. Und ich lasse mich doch nicht von indifferenten Ängsten terrorisieren die von "wer weiß was" (evtl. einem Albtraum?) kommen! Manchmal sollte man jedoch auf seine Intuition vertrauen.

Der Aufbruch

Also war ich am 17. bei Peter und erkläre ihm abends noch mal wie es zu der Stornierung gekommen war - eine Befürchtung mein Pony in eine Situation zu bringen die untragbar ist und ich nicht verantworten kann. Er ist halt schon älter und man muss ein wenig auf ihn achten (24 Pferdejahre entsprechen etwa einem Alter von über 70 Menschenjahren und einen Rentner hetzt man ja auch nicht durch die Hochalpen). Peter fragt mich "ob wir fit sind"?  Na das ist relativ, würde ich sagen. Ich bin sicher nicht so fit wie er, denn er macht das ganze Jahr nichts anderes als durch extrem schwieriges Gelände zu "reiten", hatte bestimmt im Juli für 2022 schon knapp 2000km, ich nicht, das war mein erster anspruchsvoller Ritt 2022 und Casanova ist schon fit aber nicht vergleichbar mit einem jungen Bergpferd.

Ich zahle den vereinbarten Betrag (voller Beitrag für Reitgäste für 10 (13) Reittage) im Voraus und wir vereinbaren dass alle weiteren Kosten von Peter bezahlt werden - ich habe überhaupt keine Franken eingewechselt. Das war also kein Ritt von Gleichberechtigten sondern ein gebuchter Ritt mit Wanderrittführer! Die schweizer Zollgebühr von 199,- € muss bei der Einreise mit Pferd hinterlegt werden und ich bekomme sie bei Ausreise wieder. Die Berechnung dafür beruht auf meinem angegebenen Wert für das Ross - ich glaube ich habe 2000 € angegeben (aber bitte nicht Casanova sagen).

Wir wollen Montag früh zum Zoll um die Einfuhrpapiere zu erhalten und danach gleich losfahren, Richtung Chur. Ich habe jetzt erst erfahren, dass wir mit meinem Hänger fahren da er keinen verfügbar hat, und mit seinem Auto dann spare ich mit die schweizer Vignette, die für den Hänger zahlt Peter (von meinem Rittbeitrag - hm).

Ursprünglich, während des Packens für diesen Extremtrail bin ich davon ausgegangen, dass wir uns irgendwo in der Nähe von Chur treffen. Ich hatte das Gepäck für den Ritt schon daraufhin zusammen verpackt und die Packstücke zurecht gelegt. Aber 1-2 Tage vor dem Start meinte Peter ich solle zu ihm kommen und wir fahren dann mit einem Auto - machte Sinn für mich, auch wenn es ein Umweg für mich war und wegen dem Pony, dass an einem Sonntag nicht in die Schweiz einreisen darf, eher kompliziert wurde. Normalerweise ist meine Ausrüstung überall im Auto verstaut, das Sattelzeug im Hänger, aber das ginge ja nicht, meinte ich zumindest, da wir mit seinem Gespann fahren (ich habe keine Autobahn-Vignetten für die Schweiz, weder für Auto noch Anhänger).

So war jetzt Gepäck umladen angesagt und bloß nichts vergessen. Wir hatten neben ein paar persönlichen Anziehsachen und dem elektronischen Equipment wie GPS-Gerät, Handy, Powerbank, Kompaktkamera und Lademöglichkeit für Akkus, dann Zelt/Tarp, E-Zaun, Kocher, etwas Fertiggerichte, und Kaffeepulver (!! diesmal nicht vergessen), Müsli zum Frühstück (ich hasse Müsli !!), Schlafsack, Isomatte und Hafer für die Pferde. Peter hatte seit ca.14 Tagen ein neues Pferd, Masur, acht Jahre alt, Bergpferd aus Aserbeidschan (glaube ich), und wollte keinen Hafer mitnehmen. Das mit dem Kraftfutter weiß ich schon seit ein paar Tagen, war aber nicht begeistert davon, denn wenn Pferde hohe Leistung erbringen, brauchen sie Kraftfutter, meiner jedenfalls. Und wenn ich meinen mit Hafer füttere während sein Kumpel nichts bekommt - das ist nicht gut!

Aber ich konnte es nicht ändern und letztlich sah es so aus, dass mein Pony den Hafer trug und Masur von mir jeweils davon abbekam. Er hat mich beim Füttern morgens und abends so sehnsuchtsvoll angeschaut, dass ich es einfach machen musste. Auch bin ich der Meinung dass ein solches Verhalten (ihm das Futter verweigern) absoluten Unfrieden in die "Herde" bringen würde, und das sollte man tunlichst vermeiden. Eigentlich sollten wir ja dafür sorgen, dass die Pferde ihre Bedürfnisse befriedigen können und auf jeden Fall, dass sie gleich behandelt werden.

Ich habe dann aber doch etwas vergessen was ich sonst nicht nutze, habe den Schweifriemen nicht umgepackt und beim Aufsatteln kein Auto da um ihn rauszunehmen. Das war das Einzige aber ziemlich blöd denn auf der Dolomitentour hat sich erstmals bei Vollgepäck herausgestellt, dass bei der Menge an Gepäck und den extrem steilen Abstiegen der Sattel auf die Ohren rutscht. Ich hoffe dass es nicht so steil wird und mit dem Sattel funktioniert. Wir sind gegen 12 Uhr am Startpunkt, haben einen sicheren Parkplatz auf Privatgelände gefunden und starten um 12.45 von Thusis Richtung Westen.

Das Ende

Wir haben die Wegführung des Plans ab dem dritten Tag, auf meinen Einwand hin, abgeändert da wir die Strecke niemals geschafft hätten. Es war so unendlich heiß, trotz dieser Höhe, dass wir ab dem 2.Tag ganz früh morgens los sind und ab 13 Uhr nur noch einen Platz zum Campen gesucht haben und an keinem der ersten Tage mehr als 20km gegangen sind. Bei 250km Planstrecke (der Plan war nicht vollständig) und wahrscheinlich 300km tatsächlicher Strecke (Peters Angabe zur Länge) hätten wir im Schnitt um die 25-30km pro Tag gehen müssen. Wir mussten abkürzen, also hat Peter die Wegführung komplett geändert, den Ritt haben wir dann aber am 5.Tag nach einem Unfall abbrechen müssen.

Der Unfall geschah am Aufstieg zum Soredapass vor dem wir am Vortag gewarnt wurden, dass der Aufstieg zu steil sei, was aber oftmals nichts heißen muss, da sich normale Leute nicht unbedingt mit den Fähigkeiten der Pferde auskennen. Nach einem anstrengenden Aufstieg und einer sehr problematischen Stelle hat sich mein Pony etwa bei 2/3 des ersten Steilstücks hoch zur Alpe Scarada di Sopra, geweigert weiterzugehen. Das hatte ich in dieser Form noch nie erlebt.

Auf Grund heutiger Analysen habe ich in Wandererforen Berichte über diesen Passweg gefunden, die nahelegen, dass die Abbruchstelle noch nicht das schwierigste Stück des Bergpfades war. Später würde es noch ein Stück durch ein Geröllfeld gehen wo der Pfad mit T3 markiert ist.

Allerdings darf man sich von dem google-earth-Foto nicht in die Irre führen lassen. Das sieht durch den Schatten und die Perspektive (aus dem All fotografiert) heftiger aus als es war. Das Hanggefälle beträgt in der Realität etwa 132%, was ich der Topokarte entnehmen kann, das entspricht einem Winkel von ca. 53 Grad (quer zu den Höhenlinien). (Bild vergrößern durch anklicken)

Eigentlich war der Weg an dieser Stelle über kurze aber steile Serpentinen wirklich anstrengend, aber gut zu gehen und nicht wirklich gefährlich. Ich weiß definitiv nicht warum Casanova hier verweigert hat, das ist eigentlich nicht sein Ding. Am Gepäck oder Sattel lag es nicht das hatte ich natürlich als erstes überprüft. War es ihm zu anstrengend oder gab es vielleicht einen völlig anderen Grund hier nicht weiter zu gehen. Dumm ist nur, dass er sich auch geweigert hat wieder runter zu gehen denn dadurch sind die nachfolgenden Ereignisse erst im wahrsten Sinne des Wortes "ins Rollen gekommen".

Beim Versuch wieder zurück zu gehen passierte dann der Absturz über etwa 26m Luftlinie und 21 Höhenmeter quer den felsigen Hang runter - nähere Details in den folgenden Tagesetappen und auf der letzten Seite.

zurück gelegt haben wir: 93,1km - 5 Tage und insgesamt 23h 52' unterwegs - 5307m 4732m
der Plan war allerdings: ca.10-13 Tage, 300km - ca. 16300m

Bei der Ausreise lasse ich mir gleich die hinterlegte Zollgebühr zurückzahlen denn ich werde sicher in absehbarer Zeit nicht mehr in die Schweiz mit Pferd fahren - ist mir einfach zu teuer. Auf Grund des frühen Abbruches überweist Peter mir später etwa die Hälfte der Rittgebühr zurück. Wie die Wunde anfänglich aussah und in knapp 3 Monaten verheilt ist habe ich auf meiner Wikiseite mit Bildern dokumentiert.