Auf einem Extremtrail im Hochgebirge im Juli 2022 gab es, nach der ersten Woche anstrengender Wegstrecke, ein böses Missgeschick und Casanova hat sich (neben einigen anderen kleineren Verletzungen) durch einen Absturz eine große Schnittwunde (10cm waagerecht und 10cm senkrecht nach oben) am rechten Vorderbein unterhalb des Ellenbogens zugezogen. Leider war es nicht mehr möglich zu nähen/tackern da wir weit mehr als 4 Stunden gebraucht haben um die Zivilisation wieder zu erreichen und einen Tierarzt konnten wir erst am folgenden Tag hinzuziehen. Dieser hat sich dann dagegen entschieden den Hautlappen abzuschneiden, was ich eigentlich wollte, er hat die Wunde gereinigt und verbunden, eine Antibiose begonnen - der Verband hat exakt 45 Minuten gehalten. Eine Wundversorgung war in dem Zustand für meine Begriffe unter dem Ritt unmöglich und ich habe mich geweigert so weiterzugehen. Wir hatten eine wunderschöne, bereits eingezäunte Wiese mitten im Wald als Camp und nach einem Pausentag mit Abholen des Hängers vom Ausgangspunkt, was einige Stunden gedauert hat, konnten wir dann am 2.Tag nach dem Unfall abends nach Hause fahren. Sowohl der örtliche TA als auch ein Notarzt an einer Pferdeklinik, die ich telefonisch auch am Wochenende erreichen konnte, haben beide gesagt, dass normalerweise versucht wird so viel wie möglich zum Anwachsen zu bringen, allerdings sei das später als 4 Stunden nach der Verletzung (in unserem Fall waren es bis dahin schon ca. 30 Stunden) nicht mehr machbar. Mein Haus-Tierarzt war dann gerne bereit die Wunde so zu behandeln, wie ich vorgeschlagen habe. Am 3. Tag nach dem Unfall zu Hause angekommen, hat er dann die Wunde noch einmal gereinigt und versorgt sowie die Antibiose zu Ende gebracht.
Den Extremritt, der zu dieser Verletzung durch einen Absturz über einen 81% steilen, mit Felsbrocken versehenen Hang (ca. 26m Luftlinie und 21 Höhenmeter), geführt hat, kannst du auf der Alpenseite Tour 69 bis Tour 73 lesen - ich war mir lange Zeit nicht sicher was und wie ich es schreibe, da so einiges richtig bescheuert gelaufen ist und ich aber auch niemanden in der Öffentlichkeit demontieren möchte. Die Ereignisse lagen aber nicht nur oder eher weniger in meiner Verantwortung - ich bin nicht ängstlich und kann auch den Entscheidungen anderer folgen deren Souveränität außer Frage steht, auch wenn sie mit meinen Ansichten der Situation nicht übereinstimmen - hier war das wohl meiner Schwäche zu dem Zeitpunkt geschuldet - eindeutig ein Fehler! Ich war aus naheliegenden Gründen mit einem, der im Hochgebirge erfahrensten, Berg- und Wanderrittführer unterwegs aber - "shit happens".
Ich hatte erst befürchtet diese ganze Sache würde Auswirkungen
auf das zukünftige Verhalten des Ponys in schwierigem Gelände haben.
Es war ein heftiger Absturz im unwegsamen Gelände. Er ist vom, mit
Felsbrocken gesäumten Weg abgerutscht oder eine Stein ist unter
ihm weggekracht, dann den Hang runter, samt Vollgepäck über den
Rücken gerollt, in das zweite Pferd gekracht, das ich am Führstrick
hielt, glücklicherweise stand ich da, denn wer weiß wohin er sonst
gestürzt wäre. Beide sind dann 2-3m weiter liegen geblieben. Er
war danach kurz völlig apathisch, offensichtlich stark benommen,
wie ich übrigens auch. Aber es hat sich herausgestellt, dass er
nichts Negatives oder Verhaltensauffälliges zurückbehalten hat -
vielleicht auch, weil ich einfach weitergemacht habe im Programm
ohne das "arme" Pferd zu bedauern und über die Maßen zu schonen
und von den Dingen abzuhalten, die es liebt. Mein Pony ist halt
so, das war nicht sein erster Unfall, allerdings sein heftigster!
Der Gewinner an der ganzen Sache war letztendlich eindeutig mein
Pony - das war und ist einfach unglaublich!
Ich habe die Wundheilung über die gesamte Zeit fotografiert, was
nicht so einfach war weil mein Pony hochsensibel, auch nur auf das
Zücken einer Kamera in Höhe der Verletzung, mit Flucht oder was
auch immer reagiert hat. Nach der fast vollständigen Heilung nach
ca. 2 1/2 Monaten habe ich die Bilder bearbeitet, in Größe und Position
weitgehend angepasst und hintereinander gestellt. Das Ergebnis sieht
man im Video.
Ab der zweiten Woche nach dem Unfall bin ich wieder testweise
geritten, da ich eine 3-wöchige Tour in die Pyrenäen geplant und
seit längerem gebucht hatte und wissen musste ob das mit der Verletzung
funktionieren wird. Es gab keinerlei Probleme beim Reiten, er hatte
den Bewegungsdrang der ihm zu eigen ist und eine Woche später sind
wir dann nach Südfrankreich gefahren, wir hatten keinerlei Probleme
mit der, noch manchmal offenen, Wunde (bis auf lästige Fliegen).
Die Entscheidung den Hautlappen abzuschneiden war exakt die richtige
denn so konnte die Wunde optimal versorgt werden und ohne Komplikationen
verheilen. Ein herumhängender Hautlappen wäre immer störend gewesen.
Da er niemals hätte anwachsen können wäre er abgestorben, hätte
sich zurück gebildet und die lästige Falte oben wäre über eine lange
Zeit ein Eiterherd und ein Desinfizieren sehr schwer gewesen.
Ich habe anfangs jeden Tag mehrmals mit einem flüssigen Spezialspray
(kein herkömmliches Blau- oder Silberspray) desinfiziert bis das
"Eitern" nach 2-3 Wochen aufhörte, hatte auch versucht regelmäßig
mit Johanniskraut Öl einzupinseln um die Wundheilung zu beschleunigen
und das Bilden von weißen Haaren zu vermeiden, was aber wegen der
Rumzappelei beim Pinseln nicht machbar und, wie man heute sieht,
anscheinend auch nicht nötig war. Als Spray verwende ich
Leovet Desinfektionsspray, womit ich ausgezeichnete Erfahrungen
gemacht habe.
Der Wundheilungsprozess verlief in den ersten 2-3 Wochen scheinbar
sehr langsam, die ersten 14 Tage gab es wenig Flächenverkleinerung
und ein gebildeter Schorf weichte durch das Nässen immer wieder
auf. Auch bekam mein Pony an der Brust, und am Bauch Lymphödeme,
teilweise faustgroß. Das lag sicher an der, durch die offene Wunde
notwendigen Produktion von Lymphflüssigkeit, eben um die Bakterien
abzutöten. Und die musste dann irgendwo zwischengespeichert werden
damit sie immer an der Wunde verfügbar ist. Sie waren immer weich
und geschmeidig, ich habe, damit sie nicht dicker werden, immer
gleich mit Heparin eingerieben, das hat geholfen. Die Eiterbildung
habe ich mit flüssigem Desinfektionsspray verhindert oder vermindert
indem ich die Wunde regelmäßig damit gespült habe. Das hat ihm nicht
gefallen und so musste ich immer erfinderischer sein und immer schneller!
Nach den ersten 2 Wochen wurde die Fläche sehr schnell mit Schorf
bedeckt und war immer trocken bis auf Risse die durch Bewegung im
Schorf entstanden, sich aber immer wieder schnell verfestigten.
Da während des Heilprozesses niemals große Stellen mit neu gebildeter
nackter Haut zu sehen waren gehe ich davon aus, dass die Wundränder
am Bindegewebe festgewachsen sind und durch die Wundheilung die
rund herum liegende Haut gedehnt, nach innen gezogen wurde, wodurch
auch die vorhandenen Haare am Wundrand in voller Länge mit der Haut
nach innen gezogen wurden, neue Haarwurzeln sich dann evtl. in den
gedehnten Zonen bilden werden. Eine andere Erklärung für den Heilungsverlauf
gibt es, meiner Ansicht nach, nicht denn es ist nicht möglich, dass
sich neue Haut auf der Fläche incl. der, bereits langen, Haare bildet
- dass das so ist beweisen die Fotos zweifellos.
Nach etwa 3 Monaten
gab es nur noch eine kleine haarlose Fläche im Zentrum der ehemals
100cm² großen Wunde. Wegen des Winterfells habe ich diese nicht
mehr fotografiert da sie komplett verdeckt war. Ob sich dort jetzt
Haare bilden wird man sehen. Seltsamerweise scheint die haarlose
Stelle nach vollständiger Abheilung (schorflos) jetzt nicht mehr
quadratisch/rund, sondern rechteckig/in die Breite gezogen zu sein.
Es sieht so aus als wären einige der "mitgezogenen" Haare abgestorben
und ausgefallen. Vielleicht funktioniert die Versorgung der Haarwurzeln
durch die Dislokation nicht mehr korrekt. Nachdem ich zum Frühlingsanfang 2023 das
Winterfell gekürzt hatte sah die Verletzung so aus.
Nach 8 Monaten ist die Narbe seltsam verzogen und nur diese haarfrei.
Ansonsten gibt es keine Beeinträchtigungen mehr. Der Kleine ist
auch nicht mehr empfindlich an der Stelle.Der Tierarzt hatte übrigens
keine Erklärung dafür, warum nie blanke Haut sondern direkt lange
Haare am Wundrand zu sehen waren.