Im August 2018 haben wir am Bernina-Trail teilgenommen, einem 10-Tagestrail, ausgehend von Scuol im Unterengadin zur Berninagruppe, ein kurzes Stück durch Italien und wieder zurück nach Scuol.
Das ist ein 10-tägiger Wanderritt mit vollem Gepäck, nur für bergerfahrene Reiter/Pferde, über die 11 Alpenpässe: Grialetsch - Scaletta - Kesch - Albula - Bernina - passo da val Viola - Bocchetta di Trela - Trela - Alpisella - Doss Radond - Cruschetta. Veranstaltet wird der Ritt von Peter van der Gugten und Tina Boche. Dies ist ein B-Ritt, das heißt alle Reiter müssen vorher einen C-Ritt (z.B. die via Sbrinz) mitgemacht haben.
Neben dem "normalen" Gepäck mussten wir noch einen mobilen Weidezaun mit E-Zaungerät mitführen. Die Pferde standen abends auf selbst aufgebauten Koppeln, Anfangs brauchten wir 6 Koppeln, gegen Ende nur noch 3. 2 Stuten mussten immer mit ihren Kumpels separiert werden sonst wäre zu viel Unruhe in der Gruppe gewesen. Kraftfutter wurde von den Nachtstationen zur Verfügung gestellt. Dies waren teils Privatunterkünfte, Gasthäuser und gegen Ende überwiegend Berghütten. Es gab keinen Tross. Das heißt, fällt ein Pferd (oder Reiter) aus muss u.U. der gesamte Ritt für alle beendet werden. Aus diesem Grund nehmen Peter/Tina nur Reiter mit, die sie kennen und einschätzen können und die bereits einen C-Ritt mitgemacht haben. Kontakt: hier oder über eMail: Tina Boche
Das Video zum Bernina-Trail
Auf Youtube, mein erstes Musikvideo
- alles mit einer
Handycam mit optischem Bildstabilisator, überwiegend in Bewegung und einhändig
reitend, gefilmt (ca. 150 Minuten und 60 Gigabyte Filmmaterial) und dann
in vielen Stunden Arbeit geschnitten und vertont. Das Video ist zwar nicht
ganz kurz, aber es ist schier unmöglich einen 10-Tagesritt durch solch imposante
Bergwelten in 10 Minuten stimmungsmässig darzustellen - finde ich zumindest.
Dadurch, dass ich einen Relaunch des Videos erstellen musste und nun
GEMA-freie Soundtracks verwendet habe, konnte ich es auch auf
Facebook posten, allerdings ist die Youtube-Qualität meist besser.
Da ich dafür viele Stunden meiner Zeit
(gerne) investiert habe wäre ein Feedback ein kleiner Dank
!
28 Minuten Dauer, Full HD (1920*1080) - Beim Ansehen: Vollbild und Ton an!
Bernina Riding Trail, ein Video über einen 10-tägigen Wanderritt vom August 2018
Erstveröffentlichung September 2018 - dies ist ein Relaunch im
Januar 2021 mit GEMA-freier Musik
(notwendig wegen einer Sperrung der ersten Version auf YouTube durch Urheberabmahnung
der verwendeten Musiktracks - siehe Erklärung am Ende des Absatzes).
Länge: 27':27" ... mehr
lesen - Musiktitel/Rechte anzeigen
Kurzbeschreibung des Rittes:
Tag 01 | Scuol/San Jon-Susch: 27,3km 838m hoch 875m runter 4h 47' max. 1695m |
Tag 02 | Susch-Grialetschpass-Dürrboden 19,9km 1199m hoch 622m runter 4h 25' max. 2542m |
Tag 03 | Dürrboden-Scalettapass-Keschpass und -gletscher-Berguen 25,9km 1121m hoch 1685m runter 5h 47' max. 2633m |
Tag 04 | Berguen-Albulapass-La Punt 24,1km 1110m hoch 748m runter 5h 05' max. 2329m |
Tag 05 | La Punt-Roseggletscher (Pausentag
) 19,5km 383m hoch 48m runter 2h 36' max. 1993m Am Nachmittag sind ein paar von uns dann noch ohne Pferde die 10km und 500 HM bis zum Gletschersee und zurück gelaufen. Dort sind auch die Nahaufnahmen des Roseg-Gletschers (im Video) entstanden. |
Tag 06 | Rosegtal-Berninapass-Saoseo 36,2km 1037m hoch 1066m runter 6h 36' max. 2328m |
Tag 07 | Saoseo-passo da val viola (Italien)-Caricci (Pausentag ) 13,4km 546m hoch 517m runter 3h 02' max. 2465m |
Tag 08 | Caricci-passo Bocchetta di Trela-passo Trela-Passo di Alpisella-Refugio San Giaccomo 38,5km 1205m hoch 1216m runter - 6h 54' max. 2337m |
Tag 09 | Lago San Giaccomo-passo doss Radond-Mustair 29,8km 431m hoch 1150m runter 5h 37' max. 2242m |
Tag 10 | Mustair-Cruschettapass (Schweiz)-S-Charl 16,3km 1067m hoch 505m runter 3h 32' max. 2295m |
Tag 11 | S-Charl-Scuol/San Jon 9,9km 62m hoch 394m runter 1h 40' max. 1793m |
komplett: 261km, 8890m hoch, 8890m runter (mit Tag
11 - S-Charl->Scuol)
der höchste Punkt war mit 2632m der Keschpass (Keschgletscher/-hütte)
am dritten Tag
die meisten Höhenmeter hatten wir mit 2800 ()
auch am dritten Tag
Durchschnitt über alle 10 Tage: 1780HM/Tag
,
26,2km/Tag
dabei habe ich Tag 11 mit zum zehnten gerechnet, da dies normalerweise
so durchgeführt wird. Dieses Jahr gab es Terminprobleme in San Jon und
daher war eine Übernachtung am letzten Tag nur in S-Charl möglich. Ein
Teil der Gruppe mit weiter Anfahrt ist dann am nächsten Morgen von S-Charl
aus zurückgefahren, der Rest von uns ist die paar fehlenden Kilometer
dann bis mittag des nächsten Tages geritten.
im Vergleich:
Vogesenritt 2013: 7 Tage - eigene Planung - 2148 HM/Tag bei 27,4km/Tag
via Sbrinz
2017: 6 Tage -1943 HM/Tag bei 22,5km/Tag
dieser Ritt Bernina-Trail: 1780 HM/Tag
bei
26,2km/Tag
Pyrennäen Andorraritt 2013: 6
Tage - geführter Ritt - 1668HM/Tag bei 22,3km/Tag
ViaClaudiaAugusta 2012: Reschenroute
Alpen 7 Tage - geführter Ritt: 1450 HM Durchschnitt/Tag bei 25,4km/Tag
Pyrennäen 2014/15: (nur die Hochgebirgswoche) 6 Tage - geführter
Ritt - 1271 HM/Tag bei 16,1km/Tag
Auch dieser Ritt ist, von der Anstrengung für Pferd und Reiter her, nicht zu vergleichen mit unseren Vogesenritten, wie man im Vergleich oben sieht. Demnach sind die Vogesen nach wie vor, das beste Trainingsgelände für Leute, die ins Hochgebirge wollen. Wer das schafft, der ist gut gerüstet!
Insgesamt muss man sich mal vor Augen führen, dass wir in diesen 10 Tagen locker 120-130km gelaufen sind, und das vorwiegend abwärts außer bei einigen sehr steilen Stücken auf denen wir uns von den Pferden haben ziehen lassen. Jeder führt sein Pferd am Strick und hält sich am Schweif des vorderen Pferdes fest. Das hilft enorm da die Pferde bergauf sehr viel schneller sind als ein Wanderer. Die Pferde haben eine Kilometerleistung von 261km Strecke plus etwa 90km für den Aufstieg (pro 100m rechnet man 1 Leistungskilometer zusätzlich), also 350 Kilometer zurückgelegt. Keines hat schlapp gemacht. Am ersten Tag hat eine Stute leichte Erschöpfung gezeigt, sie ist dann geführt wirden und an den folgenden Tage hatte sie keine Probleme mehr. Verletzungen gab es keine, ausser in der letzten Nacht, wo sich eines vermutlich durch einen Sturz auf dem engen Paddock den Fuß leicht "verstaucht" hat - ist aber die letzte Etappe dennoch, geführt, mitgelaufen.
Das Gepäck
Ich hatte als Gepäck neben der normalen Ausrüstung wie Erste Hilfe Set, Faltschüssel, warme Fliesjacke, Regenmantel, etc. noch einen kompletten Wanderreitzaun incl. Stromgerät (ca. 3kg), einen Hüttenschlafsack aus Baumwolle 300g, Regenchaps, Kleider für 10 Tage, eine ganz dünne Pferderegendecke und 2 Ersatzduplos mit. Ich habe diesmal die Packteile gewogen. Das waren je 7 kg in den Ortlieb-Packtaschen (fast alles fürs Pony incl. dem Weidezaungerät), mein Ortlieb-Kleidersack (5,5 kg) mit allem Zeug für die Übernachtungen (Waschzeug/Elektronikzeug incl. Batterien fürs GPS/ Kleider) quer hinter dem Sattel auf einer 3cm dick mit Codelfleece gepolsterten Satteldeckenverlängerung mit Spanngurten fest an den Sattelbaum gezogen (aber dennoch direkt auf dem Pferderücken - und es geht seit Jahren ohne Druckprobleme), in zwei Stoffrollen, die ich mir genäht habe, den Regenmantel (350g) längs auf der einen Packtasche und Weidezaunstangen und Kleinteile nebst Regendecke (ca 500g) auf der anderen Packtasche.
Der Vorteil der Rollen längs auf den Packtaschen ist, dass diese den querliegenden Ortlieb-Packsack hinter dem Sattel von unten anheben und somit auch helfen, den Rücken zu entlasten. Die Packtaschen sind nur am Sattel befestigt und das Gewicht liegt somit auf den Rippen - wie es sein soll. Was mir noch gefehlt hätte wäre eine Plane, so groß, dass der gesamte Sattel darunter passt denn manchmal mussten wir den Sattel im Freien unterbringen. Ich habe zwar die große Regenschutzhülle des Sattels aber die ist sehr dünn und bei Dauerregen sicherlich nicht richtig dicht, vor allem nicht wenn sie nicht richtig gespannt werden kann da der Sattel dann ja unter Umständen flach auf dem Boden liegt (ich hätte natürlich auch die Pferderegendecke nehmen können da ich sie nicht benutzen musste).
Gesamtgewicht des Gepäcks hinten ca. 25kg plus Sattel 10-14 kg (je nachdem wie nass die Schurwoll-Sattelauflage ist) plus Vordertaschen 4kg, also maximal 39-43kg - etwa 10% des Pferdegewichtes - alles ohne Problem machbar, auch für noch längere Zeit. Pferde können, bei richtiger Befestigung, bis zu 70kg totes Gepäck tragen - Mulis bis zu 130kg! Dazu muss man allerdings sagen, dass ich ein sehr kurzes Pferd habe, mehr als "quadratisch" 152cm Widerristhöhe und 148cm Rumpflänge. Der Sattel geht bis zu den hinteren Rippenbögen und der Packsack liegt fast schon auf der Kruppe - und es geht sehr gut. Ein kurzer Rücken kann sicher wesentlich mehr, ohne Probleme, tragen als ein langer.
Das Höhenprofil des Rittes
Im unteren linken Eck sieht man die ausgedehnten Gletscher der Berninagruppe, an einem Ausläufer, dem Roseggletscher haben wir übernachtet. Im Download am Seitenanfang ist auch eine kml-Datei enthalten. Wird diese in google earth (App oder Online) geöffnet kann man in den Track hineinzoomen und sich den Track und die Steigungen andeutungsweise im Gelände und in 3D zeigen lassen.
Das Wetter im August
Bilder von Peter (aus Facebook) geben einen schönen Überblick über
die Wettersituation.
Lediglich die letzten beiden Tage waren komplett ohne Regen. Allerdings wehte an diesen Tagen ein schneidend kalter Wind, besonders bei der Überquerung des Cruschettapasses auf dem Weg von Mustair nach S-Charl war es heftig kalt trotz Sonnenschein, denn es hatte in der Nacht in den Bergen geschneit. Dennoch war die letzte Passüberquerung für mich, neben dem Roseg-Tal, ein absolutes Highlight.
Der "hässlichste" Tag war für mich nicht der erste, von dem Peter meinte er sei langweilig, sondern der Ritt durch das Tal zum Berninapass. Dieses, voll industrialisiert, versehen mit Straße, Eisenbahn, Stomleitungen, Gondelbahnen, jede Menge Fahrradfahrer von hinten und von vorne, war bis auf wenige sehr schöne Stellen, z. B. der See am Pass (Lago Bianco, wenn man in die richtige Richtung schaute) oder der Blick auf den Bernina-Gletscher, für Reiter nicht so der "Burner" (meine Meinung - das ist das typische Jammern auf hohem Niveau). Große Strecken mussten wir die Bernina-Passstraße reiten und erst beim Abstieg hinter dem Pass wurde die Landschaft dann so, wie man sich die Berge vorstellt. Zwar auch größtenteils nahe der Straße aber durch relativ unberührte Natur. Als wir dann die Straße verließen und in Richtung Saoseo auf einen Bergwanderweg abgebogen waren, wurde es wieder richtig schön. Aber so etwas lässt sich halt auf so einem langen Ritt nicht vermeiden. Insgesamt war der 10-Tage-Trail ein Traum für jeden, der die Berge liebt und ein Pferd (oder Muli) hat, das die Kondition und die Nerven hat so etwas zu meistern.
Auf den folgenden Seiten ist jeder Tag mit Bildern und vielen Infos genauer beschrieben. Der halbe 11. Tag ist dabei in Tag 10 enthalten. Ich denke, ich habe, auch wenn ich nicht so viele Fotos wie sonst machen konnte da viel Zeit für die Filmaufnahmen "verloren ging", genug repräsentative Fotos um einen sehr guten Eindruck von dem Trailritt zu vermitteln.
Urheberangaben
Die Bilder, die ich verwendet habe, sind überwiegend von mir (274), Patricia Bohnert (63) und von unserem Mitreiter und Fotografen Michael Boyny (3) - erkennbar an den Kürzeln _HM und _Pat und _MB im Dateinamen.
Von Michael hätte ich gerne mehr Bilder eingebaut, denn er hat wirklich schöne Fotos gemacht, aber er wollte nicht, dass ich seine Bilder in irgend einer Weise nachbearbeite und er hat überwiegend dramatische (düstere) Farben in hochkant/quadratisch, jedenfalls nicht 4:3-Format "zur Verfügung" gestellt. Darüberhinaus sind alle Bilder direkt auf dem Iphone X bearbeitet und auch bei diesem teuren Teil lässt dann doch die Qualität sehr zu wünschen übrig. Von den drei verwendeten Bildern ist eines in Originalfarbe/größe. Die beiden anderen, es sind Fotos auf denen nur ich abgebildet bin, habe ich bearbeitet und ans Format 4:3 angepasst, und einen Link auf das Originalbild auf der Seite angebracht (sorry, Michael, das muss jetzt so gehen)!
Ich kann leider mit anderen Formaten als 4:3 (oder 8:3) nichts anfangen,
das zerreisst mir das Layout der Bilderseiten und sieht einfach nicht
gut aus. Darüber hinaus entspricht die farbliche Bearbeitung der, wirklich
sehr eindrucksvollen, Fotos nicht ganz der Realität, passte dadurch
nicht zu den übrigen Fotos. Ich hätte sie also, sowohl farblich als
auch vom Format her, bearbeiten müssen, denn das Ganze soll ja optisch
auch gut aussehen, eine Einheit darstellen! Schade, vielleicht stellt
er die Bilder selbst auf seinen Blog
www.auf-abwegen.de.
Michael hat auch ein sehr emotionales und schönes Kurzvideo (4'49")
gemacht, das unter dem folgenden Link:
Michael Boyny - Bernina-Trail auf Youtube angeschaut werden kann.