Ja das sollte nicht mein Tag werden. Die Nacht schon musste ich
aufstehen und etwas trinken. Das Essen hier in der auberge ist immer
gleich, die Speisekarte besteht fast nur aus Schweineschulter, gepökelt
wie Kasseler, und ziemlich fett mit Salat Vosgien auch mit Speckwürfeln
- alles lecker aber in der Menge etwas viel Fett und zu salzig.
Da hat auch der Pinot gris den Durst nicht zu löschen vermocht.
Wie dem auch sei morgens vor dem Frühstück erstmal zum Himmel geschaut
(sieht ganz gut aus) dann die Ponies gesucht (stehen ziemlich am
Ende der 400m langen relativ steilen 7,5ha-Koppel) Das ist nicht
gut. Aber erstmal frühstücken vielleicht kommen sie dann von selber
hoch - sie kamen nicht. Pfeifen, rufen, nützt alles nichts und zwar
wegen der Kühe die sich am Koppelausgang aufhalten. Also muss einer
runter laufen und sie holen - ich muss runter laufen....
....ich muss runter laufen, weil ich die einzigen, relativ wasserdichten
Schuhe anhabe und das Gras ist patschnass. Nach gefühlten 4
km durch tief sumpfiges nasses Koppelgras hatte ich sie dann
erreicht. Fliegenmasken ausziehen, Halfter anziehen, in der
einen Hand die Fliegenmasken und Casanova, in der anderen Hand
Cantinero.
Wir gehen im Bogen los um nicht noch einmal durch den tiefen
Sumpf unterhalb des kleinen übergelaufenen Sees zu müssen. Oben
tun die Kühe das gleiche, laufen parallel zum Hang in unsere
Richtung. Es ist klar, dass sie uns abfangen wollen, sind halt
noch jung und neugierig und in der Überzahl - kann man ja verstehen.
Casanova geht relativ zügig nach links oben, von den Kühen weg
(der Ausgang ist rechts oben), Cantinero will überhaupt nicht
gehen und ich stecke dazwischen. Irgendwie geht es dann doch
- bis zu einem kleinen Graben ( 30cm breit) Casanova macht einen
Satz drüber, Cantinero erschrickt und macht auch einen Satz,
jedoch nach hinten - und ich stecke wieder dazwischen. Dann
kommen die Kühe näher. Casanova wird unruhig und ich mache ihn
los, er wird schon nicht wieder nach unten laufen. Tut er auch
nicht, er galoppiert an und Cantinero sieht sich schon alleine
den Kälbchen ausgesetzt, springt über den Graben und galoppiert
hinterher. Ich hänge diesmal nicht dazwischen sonder am Führstrick
und galoppiere auch hinterher - bloss nicht loslassen! Irgendwie
kriege ich sie dann beide zum Stehen die Kühe sind mittlerweile
etwas weiter weg aber immer noch zwischen uns und dem rettenden
Ausgang. Ich rede beruhigend auf die Jungs ein, mache Casanova
wieder fest und taste mich am Graben entlang an den Kühen vorbei,
schreie sie an "sie sollen weggehen, verschwinden, sich in Luft
auflösen", aber sie scheinen mich nicht wirklich zu verstehen
- hab' es auch nicht anders erwartet denn sie können bestimmt
kein deutsch. Immer nach links schauend sind wir inzwischen
fast in Höhe des Koppelausganges und fast an den Kühen vorbei
- dann kommen die Schweine von rechts - und sie sind schon ganz
nah, höchstens 2 Meter weg. Totales Chaos, Tohuwabohu, Irgendwer
(Cantinero glaub' ich) steht plötzlich auf meinem linken Fuß
ich falle um und habe zwei Pferde über mir aber noch immer beide
Stricke und beide Fliegenmasken in meinen beiden Händen. Dann
reicht es mir. Ich brülle los, dass die Schweine quikend von
dannen ziehen, die Pferde erschrocken zusammenzucken und die
Kühe zu Salzsäulen erstarren. Und der Weg ist frei für einen
eiligen Rückzug zum Koppeleingang - wobei eilig nicht das richtige
Wort ist, denn ich bin völlig außer Atem. Wie gesagt - es ist
nicht mein Tag heute. Wir kommen aus der Koppel und das erste
was ich höre: "Ich glaube Casanova hat ein Eisen verloren!"
Na super!
Ich lasse von der auberge aus in perfektem französisch den Hufschmied
anrufen dessen Nummer ich mir wohlweislich besorgt hatte. (steht
in dem pdf, das du bei Tour 56
runterladen kannst) Erst wollte ich es selbst nageln aber es
ist viel Hufwand weggebrochen und ich habe keine Raspel und
weiß auch nicht was das auf französisch heißt. Der maréchal-ferrant
heißt Collin und hat eine Anfahrt von etwa 70 Minuten, kein
Eisen in der passenden Größe und nimmt 40 Euro, was für seinen
Aufwand angemessen, eher sogar billig ist. Er kommt in 2 Stunden.
Wie gesagt - es ist nicht mein Tag heute! Aber ich habe ja ein
altes Ersatzeisen mit, das schleppe ich seit 3 Jahren und ca.
9500 km in den Vordertaschen mit - was ein Glück - vielleicht
ist doch mein Tag heute?
Dann um dreiviertel 12 (viertel vor 1) ist alles fertig,
wir hatten vorher schon gesattelt und wir reiten los. Erst hoch
zum Grand Ventron, dann über den La petite Ventron über den Druidenstein
dann 600m steiler Abstieg zum Lac de Kruth-Wildenstein. Dort machen
wir frühe Rast nach nur 7,5 km an einem Kiosk (Pommes und Cola)
die Pferde (haben ja seit ca. 9.30 nichts mehr gefressen) kriegen
ihre Müsliration aus dem kleinen Paket das ich auch hierher geschickt
hatte, es ist jetzt 15.30 Uhr. Die Pause nicht zu lang, dann weiter
hoch zur ferme auberge Schaefert, und zur ferme Huss hoch auf die
Chaume vom "Le Schweisel" - das Ganze sind 700m rauf, dort über
die Kuhkoppel mit Kälbles (!) und nach einem filmreifen Cow-cattle-driving
(ich mit Casanova immer rund um den Rest unserer Herde herum, Ausfallschritte
gegen Monsterkälble um diese davon abzuhalten über diesen Rest herzufallen
- er war ganz tapfer der Kleine) und wir haben es überlebt - ohne
Verluste! Dann der rettende Zaun und plötzlich wird der bisher recht
kleinlaute Rest unserer Herde richtig mutig (siehe Fotos unten).
Wir halten uns ein wenig am bzw. hinter dem Zaun auf um ein wenig
mit den Kälbles zu plaudern und laufen dann 620 Höhenmeter immer
abwärts bis nach Mittlach. Einen erzwungenen Umweg von etwa 2 km
müssen wir noch machen da die Waldarbeiter den Wanderweg mit dicken
Bäumen zugeschmissen und wohl vergessen haben aufzuräumen, dann
noch etwa 3,5km bis zur ferme auberge Pfeifferberg. Um 19:45 sind
wir da. Das war ein Tag.... (
siehe vielleicht doch den ausgeblendeten Rest ?)
24,3km 6h 58' 896m 1428m
PS. Mir tut heute (eine Woche danach) noch mein rechter Unterarm
von den Fingerspitzen bis zum Ellbogen (leicht) weh und er ist
bestimmt 2 cm länger geworden durch den Ritt!
ah da kommen sie ja schon an die
Teeny-Rindviecher
und los geht der Tanz
bis die ganze Herde, die
es zu verteidigen galt, in Sicherheit ist (hinten der ersehnte Sicherheitszaun)
ganz schön mutig diese Kleine, wird
bestimmt mal Leitkuh
die hat ein Eukalyptusleckerlie gefressen
und will mehr
und auch die beiden Jungs
trauen sich was - hinter dem schützenden Zaun
da müssen wir noch runter,
ist aber nicht steil sondern mehr ein gemütlicher Spaziergang bis wir
unten in Mittlach sind - noch 3,5 km und 40m höher, dann sind wir am
Ziel