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Naturschutz ? - abgestorbene Bäume im Nationalpark Harz
 für mich ist das sehr fragwürdig




Karte von "www.wanderreitkarte.de" / OSM.org
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östliche Grenze des Nationalpark Harz (rot) - ohne Gewähr
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Vorweg eine Info!

Eigentlich wollten wir reiten, haben wir auch, aber: Im Nationalpark Harz, zumindest in dem Teil, der in Sachsen-Anhalt liegt, herrscht Reitverbot bzw. Gebot von Reitwegen, die es aber praktisch nicht gibt. Also sind wir nur gelaufen mit Pferd an der Hand. Wir wussten es vorher nicht. Ich wusste nicht einmal, dass der Harz ein Nationalpark ist. Es war für uns lediglich eine Zwischenstation der zu langen Fahrt Bodensee-Cuxhaven und in der Lüneburger Heide war ich schon drei Mal und will auch nicht mehr hin. Ich wusste nur, dass Sachsen-Anhalt, nach eigener Aussage, das liberalste Reitrecht der BRD hat - gut, das hat nichts mit dem Nationalpark zu tun denn die generellen Reitrechte gelten nirgendwo für diese strikten Naturschutzgebiete!

Als wir dann im Reitstall angekommen waren sagte man uns, dass im Ostteil des Nationalparks reiten nur auf speziellen Wegen erlaubt sei, aber wo genau die Grenze verläuft ??. Zum Brocken könne man jedenfalls, dort gibt es auch einen Pferdeparkplatz für die Kutschpferde die dort hoch gehen. Also alles easy. Nun stellte sich aber heraus, dass es nicht stimmte. Sowohl auf der breiten Teerstraße von Wernigerode zum Brocken als auch auf der westlichen Beton-Zufahrt darf wohl nicht geritten werden und erst recht nicht auf den Zwischenwegen.

Ich habe dann im Netz ein 94-seitiges pdf-Dokument gefunden: Wegeplan für den Nationalpark Harz, herausgegeben von der Nationalparkverwaltung Harz, Wernigerode, März 2011! Auf Seite 13 steht etwas über die Wege bezüglich Radfahrer, sinngemäß: Radfahren und "Mountainbike"ing ist auf allen Wanderwegen im Nationalpark erlaubt! Deshalb die vielen Mountainbike Strecken auf kleinsten Pfaden, super ist ja so naturverträglich mit der Maschine durch die Landschaft zu fahren. Das Lebewesen Pferd stört da nur....

Dann Absatz: "2.2.5 Reitwege: Im Teil Sachsen-Anhalt ist das Reiten nur auf den im Wegeplan festgelegten Strecken erlaubt (Nationalpark Hochharz 2005). Diese Reitwege verlaufen auf Waldstraßen und Waldwegen, die aber nicht speziell zum Reiten unterhalten werden. Im Teil Niedersachsen ist bisher das Reiten auf allen gekennzeichneten Wanderwegen, unabhängig von deren Ausbauzustand, erlaubt; eine spezielle Wegeunterhaltung erfolgt ebenfalls nicht. Zudem besteht für den Reitstall Waldmühle eine Sondervereinbarung zur Nutzung von festgelegten Strecken im näheren Umfeld des Reitstalls (Nationalpark Harz 2002)." Und:

Die Länge der Reitwege incl. der beiden Reiterpfade beträgt 76km - (diese Reitpfade liegen im niedersächsischen Teil und im Randstreifen westlich und sind schätzungsweise 50km lang bleiben also ca. 26km Reitwege im Nationalpark) - super gemacht!

Auf der interaktiven Karte oben habe ich den Nationalpark in rot platziert. Allerdings ist das nicht genau, da es keine Informationen darüber gibt und die offizielle Karte zu ungenau ist. Ich habe die Grenze der OSM-Karte von 12/2019 entnommen, dort war sie eingezeichnet. In der aktuellen Version wurde sie aber wieder entfernt, was evtl. darauf hinweisen könnte, dass sie nicht richtig war! (?) Zumindest der westliche Rand ist stark begradigt, der östliche könnte stimmen.

Die offizielle Karte aus dem Naturpark-PDF zeigt folgendes.

WARNUNG an alle Reiter:
einen großen Bogen um den Nationalpark Harz machen !
wir sind dort unerwünscht!
Wir haben wahrscheinlich zu wenig ölverschmierte Ketten und sind zu langsam, das würde die umweltfreundlichen, nicht auf den Boden scheißenden, Mountainbikes behindern!
außerdem ist der Nationalpark, zumindest 2019, überwiegend kaputt und hässlich!

Sachsen-Anhalt hat das liberalste Reitrecht der BRD - dass ich nicht lache

nun zur Rittbeschreibung

Auf dem Weg nach Cuxhaven machen wir dieses Jahr Pause im Harz - ich war noch nie auf dem Brocken. Also sollte ich das ändern. Wir haben leider kein Wanderreitstation gefunden, also stehen die Pferde in einem Reiterhof am Rand des Harzwaldes in Darlingerode. Der Stall ist ok aber sehr teuer. Ich glaube ich habe 25 Euro pro Pferd bezahlt und wir mussten selbst misten und Kraftfutter geben, was an sich kein Problem ist aber im Zusammenhang mit 25 Euro? Das ist ein theoretischer Mietpreis von 750 Euro im Monat - ist schon heftig. Nun ja, hätte vorher fragen sollen! Wir selbst übernachten in einer Pension in Wernigerode, ein schönes Städtchen wenn auch ein bisschen kitschig für meinen Geschmack.

1. Tag: Ein kleiner Test Ritt im Harz um zu sehen wie die Wege auf der Karte sich im Gelände dann darstellen. Wir geraten prompt auf eine Mountainbike-Strecke, es begegnet uns allerdings niemand. Wir reiten nicht ganz so wie geplant, aber fast. Leider fehlt mir die erste Strecke der Aufzeichnung (keine Ahnung was war?). Habe es aus dem Gedächtnis rekonstruiert. Der Weg führt über 2 Felsen, den Spitzenberg (417m) und den Kantorberg (572m) und ist teilweise schon anspruchsvoll. Da wir erst um halb 1 los sind müssen wir die geplante Strecke etwas kürzen, auch hätte sie hinter dem Waldgasthaus Plessenburg über die Nationalparkgrenze geführt - man kommt auch nicht voran, es ist bergiger als ich mir vorgestellt hatte. Unterwegs reiten wir zu einem Waldgasthaus Plessenburg. Dort erwischt uns ein kurzer aber heftiger Gewitterregen. Wir stehen unter Sonnenschirmen, die Pferde unter Bäumen. Gegen sechs sind wir zurück.

15,3km - 5h 42' - 495m mit Pausen


schöne single trails


felsiger Pfad am Kantorberg





das ist ein Mountainbike-Trail


Pause am Waldgasthaus Plessenburg


 der Oberförster-Koch-Weg


zügig laufen sie bergab im "will nach Hause"-Schritt


viele abgestorbene Bäume

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Tag 2: Heute wollen wir auf den Brocken. Mir war gar nicht klar, dass der Harz größtenteils in Sachsen-Anhalt liegt. Nur ein kleiner Streifen ist Niedersachsen. Das gesamte Gebiet des Ostharzes ist ein Naturpark. Trotzdem kann man auf allen Wegen reiten, sagte man uns. Das hat sich allerdings als Falschinformation herausgestellt. Angeblich hat Sachsen-Anhalt das liberalste Reitrecht in Deutschland, allerdings wage ich das zu bezweifeln. Liberaler als in Rheinland-Pfalz oder BW oder Bayern geht es wohl kaum! Aber egal. Erste Überraschung schon mal: Ein breiter gut befestigter Fahrweg, der den einzigen westlichen Zugang zum Gebiet um den Brocken darstellt ist Reitverbot. Auf der OSM-Karte nicht eingezeichnet stellt uns das erst einmal vor ein Problem, denn es gibt keine (zeitlich) machbare Alternative.

Der Weg ist weit und der Brocken hoch und mit heftigen Aufstiegen und wir müssen einen Großteil der Strecke laufen. Also können wir keine großen Umwege reiten. Erst führen wir, dann wird es mir aber zu blöd denn der Weg ist dermaßen hart, dass die Pferde mit Ihren Duplos noch nicht einmal Spuren hinterlassen. Also reiten wir im Schritt, werden gleich von einem Spaziergänger blöd angemacht (so viel zu liberalem Reitrecht !) und suchen uns einen Nebenweg dem wir ein Stück weit folgen und auch traben können. Das alles liegt vermutlich noch außerhalb des Nationalparks! Am oberen Ende des verbotenen Weges liegt das Gasthaus Plessenburg, wo vermutlich die Grenze des Nationalparks verläuft, hier stand übrigens kein Schild. So weiß man nicht wirklich wo und was verboten ist, denn es ist anzunehmen, dass auch andere Wege nicht erlaubt sind - aber wenn keine Schilder stehen und vor allem wenn man von der Seite kommt und das untere Schild nicht sehen konnte - typische Probleme bei Verboten in Wäldern.

Wir reiten immer nach Nordwesten, irgendwann sehen wir den Brocken aus einem abgestorbenen Wald herausragen. Es sieht bedrohlich und schlimm aus. Die Naturschützer sagen, der Borkenkäfer gehört auch zur Natur und wenn er die Bäume befällt und sie absterben dann beginnt danach ein neuer Zyklus und neu Bäume wachsen wenn die Käferpopulation mangels Nahrung selbst zugrunde gegangen ist. Das ist schon theoretisch richtig aber praktisch sieht es scheiße aus und die umliegenden Wälder außerhalb des Naturparkes müssen vor der Käferinvasion geschützt werden oder werden auch gefressen. Man hätte sicherlich auch mit vorsichtigen Korrekturmaßnahmen (Pheromonfallen u.ä.) einen derartigen Befall verhindern oder abmildern können - aber das ist wohl (ost-)deutsche Gründlichkeit.

Jedenfalls erreichen wir gegen 12:19 Uhr, nach 6 km reiten, die Grenze zum Nationalpark, sie verläuft kurz hinter dem Waldgasthaus Plessenburg. Wir laufen durch abgestorbene Wälder, den Pferden gefällt es, uns nicht tragen zu müssen. Wir erklimmen den Brocken auf einem langen betonierten Weg, gesäumt von frischen jungen und alten toten Bäumen. Es ist heiß, die Ponys (ich weiß - Cantinero ist KEIN Pony) schnaufen heftig (wir auch), müssen immer wieder Pause machen, vor allem Cantinero der schöne Spanier kommt an seine Kreislaufgrenzen und schwitzt und schnauft und bleibt ständig stehen. Oben angekommen ist die Aussicht auf das überwiegend tote Gehölz phänomenal, der Gastrobereich hier ist allerdings ein Rummelplatz.

Wir laufen gar nicht durch, denn es sieht furchtbar aus. Hier strömen massenhaft Leute über die Zufahrtsstraßen zu Fuß, mit Fahrrädern und mit dem antiken teilweise dampfgetriebenen (sehr umweltfreundlich, fährt es doch mit Kohle) Bähnchen hinauf. Dass wir ausgerechnet an einem Sonntag hier rauf sind, ist dumm, aber nicht zu ändern. Das hängt auch mit den günstigen Tiden der Nordsee zusammen, die wir für einen Neuwerkritt benötigen. Wir machen nur eine kurze Verschnaufpause und laufen dann gleich weiter bergab, bis wir die Zufahrtsstraße, die für Autos überwiegend gesperrt aber so was von voll (mit Menschen) ist, verlassen können.

Dann hat uns wieder die Natur und die Einsamkeit denn abseits des Mainstreams ist niemand. Wir gehen ein Stück quer zum Hang bergab, müssen den Weg aber abbrechen denn er ist sehr steil und felsig, heftig, vor allem abwärts. Wir nehmen dann den breiteren Wirtschaftsweg, statt des Wanderpfades, der in einem spitzen Winkel das letzte Stück vermeidet. Ein Problem ist hier auch, dass es am Hang des Brocken ein Wassereinzugsgebiet mit unzähligen Quellen, Bächelchen und auch sumpfigen Stellen gibt, die Pferde evtl. nicht passieren können, evtl. auch wenn man sich auf Wanderwegen befindet und es gibt nördlich des Brockens deshalb auch nur ganz wenig Wege. Gegen 16:48 Uhr erreichen wir wieder die Nationalparkgrenze und können die letzten (knapp) 8km wieder reiten. Die Reitwanderung war schön (mit Einschränkungen) aber auf jeden Fall sehr eindrucksvoll! Nur nochmal muss ich hier nicht her!

32,9km davon 18,9km gewandert - 7h 11' - 1050m


das Höhenprofil dieser Strecke - schon nicht schlecht


wir reiten Richtung Brocken


teilweise schöne Wege in Richtung Nationalpark...


... führen durch teilweise toten Wald - hier sind wir
jetzt bereits im Nationalpark und laufen nur noch






Felspfade gibt es viele


die Aufstiegsstraße zum Brockengipfel


oben ist die Aussicht grandios


dann runter teilweise wieder über Bergpfade

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