Der ultimative Härtetest für Hufschuhe - Alpenüberquerung über 150km und
4 Alpenpässen mit 11700 Höhenmetern
Hintergründe
auf der Suche nach Vollkommenheit
begonnen August 2016
Schon vor 10 Jahren habe ich mich ansatzweise mit
alternativem Hufschutz beschäftigt. Damals, hatten Freunde von mir auf mehreren
Pferden Hufschuhe unterschiedlicher Bauart und es war furchtbar. Das Anziehen
ein Drama, mit Hammer und Feile bewaffnet, die Verschlussmechanismen (esayboot
epic) mit Gewalt zugedrückt, damit sie halten und mit Hebelwirkung
(Hufkratzer/Schraubenzieher) wieder geöffnet - aber immer wieder flogen
welche durch die Gegend bei unseren etwas gewöhnungsbedürftigen Galoppaden.
Der Huf mit Gewalt und Drahtschlingen eingezwängt - ich dachte mir immer
"gut kann das doch nicht sein". Damals hatte mein Pony Eisen und ich keine
Veranlassung das zu ändern auch wenn eingeschworene Barhuf-"Fanatiker",
möchte ich sagen, das anders sahen. Ich habe immer gesagt, "wenn mein Pony
mal Probleme mit den Eisen hat dann stelle ich auch um, aber nicht vorher"!
Meine Freunde sind dann auch wieder davon abgekommen denn bei dem Reitpensum
was wir jedes Jahr absolvieren war das einfach nicht durchzuhalten.
Nach der Absage des zweiten Vogesenrittes für dieses
Jahr im Juli (2016) - Pony hatte seit Anfang Juni einen vernagelten Huf
mit Ausblutung in den Huf, so dass er lahmte - einem Monat des "Nichtreitens"
(er wurde langsam schon depressiv) und einem Monat des "Langsam-wieder-Anfangens"
- geht es morgen mit einem Hufschuh und 3 Duplos zu unserem vierten Pyrenäenritt
(langsam wird das zur Sucht). Der Hufschuh wurde mir aufgezwungen da ein
weiteres Aufnageln eines Eisens an dem Huf im Augenblick unmöglich war,
die Duplos habe ich gewählt um den Gripunterschied zwischen hufbeschuhtem
Bein und den anderen Beinen nicht zu groß werden zu lassen.
Ausgestattet mit einem Ersatzhufschuh "equine fusion
all terrain", zwei alten Ersatzeisen und 6 Norwegersocken (gegen das Wundscheuern
im Hufschuh) wollen wir sehen was daraus wird. Halten die Duplos auch im
Gebirge? Klappt das mit dem Universalhufschuh auch bei längeren Ritten?
Selbst wenn nicht alles gut geht sind wir jedenfalls
um Erfahrungen reicher !
Oktober 2016
es ging alles mehr oder weniger gut
Also habe ich mich, aufgrund
der Probleme mit dem "Nageln" und nach dem Auftreten von Macken, Rissen
im Hufhorn, jetzt entschlossen auf barhuf umzustellen, oder zumindest mal
alles dazu nötige zu tun. Ob es letztlich bei unserem Reitpensum machbar
ist - das werden wir sehen. Auslöser war in erster Linie die Verletzung
durch "Vernageln", aber auch die schleichend schlechter werdende Hufhornqualität.
Ich habe Biotin zugefüttert und dennoch hatte ich das Gefühl, das Horn wird
immer schlechter, Risse tauchten auf, das Problem mit den Nagellöchern bei
seinen zarten Hufen (der Abstand zwischen den Beschlagsterminen darf nicht
zu kurz sein, da sonst alte und neue Nagellöcher die Hufwände zu stark perforieren).
Ich habe einfach die Gelegenheit der Verletzung genutzt um mich mit Hufschuhen
beschäftigen zu müssen. Auch hat es mich schon immer gestört, dass mein
Pony ja in 80% der Zeit im Jahr mehr oder weniger steht oder sich auf weichem
Untergrund bewegt - auch im Paddock oder auf der Koppel laufen sie nicht
wirklich viel - da braucht er keine Eisen, nur während des Reitens ist ein
Schutz nötig. Dann ein weiterer Nachteil von Beschlägen: Die Termine an
denen er beschlagen werden muss, müssen mit den geplanten Ritten abgestimmt
werden. Immer möglichst kurz vor den längeren Ritten beschlagen lassen und
nicht enger als alle 7-8 Wochen. Auch der fehlende Ballenschutz ist bei
Eisen ein Problem. Wie oft hat das Pferd eines anderen Reiters, der keinen
Abstand halten konnte, mein Pony an den Ballen getroffen und heftig verletzt?
Auch das Laufen im Gebirge oder Treppenstufen hinunter ist eine Quelle von
Verletzungen an dieser Stelle - da helfen auch keine Gamaschen denn die
gehen nicht so weit runter und Springglocken möchte ich nun wirklich nicht
anziehen.
Die Erfahrungen, die ich mit verschiedenen Schutzsystemen
gemacht habe auf den folgenden Seiten.
Als erstes möchte ich betonen, dass
ich weder einen wirtschaftlichen Vorteil durch die Berichte erzielen kann
noch ein ausgesprochener Barhuf-Fanatiker bin. Ich habe die verschiedenen
Systeme kritisch aber möglichst objektiv in Bezug auf deren praktische und
pferdegerechte Tauglichkeit zu betrachten versucht.
Es ist eigentlich immer das gleiche. Es gibt jede Menge Berichte von denen
aber nicht klar ist wer sie gesponsert hat. Es gibt selten einen vergleichenden,
objektiven Bericht von unabhängiger Seite am selben Pferd.
Wie schrieb eine
erboste Barhufpflegerin in einem Kommentar zu diesem Artikel in Facebook:
"Nicht zweckdienlich!". Ja genau - das kommt halt auf die Sichtweise an.
Aus Sicht des Herstellers und Vertreibers der, als untauglich bewerteten,
Hufschuhe sicher nicht zweckdienlich! Und das solle es
ja auch sein.
Ich habe im Vorfeld viele Berichte
gelesen die in der Regel von Leuten verfasst wurden, die an den jeweiligen
Systemen oder an pro-barhuf verdienen. Das Ergebnis war oftmals ein leichtes
bis heftiges Beschönigen der Nachteile und als Letztes die Ausrede. "Wenn
der Hufschuh nicht hält dann passte er nicht für das jeweilige Pferd und
man muss einen anderen wählen". Ich sehe das nicht ganz so (Entschuldigung:
Ein Satz Hufschuhe kostet nicht unter 430 Euro). Die Hufschutzsysteme die
ich getestet habe versagten in der Regel nicht weil sie nicht die Richtigen
waren sondern weil sie vom Design her mangelhaft waren bzw. Materialmängel
aufwiesen, weil sie nicht bis zum Letzten durchdacht waren. Mein erstes
Paar Hufschuhe habe ich von einem Barhufpfleger bekommen und sie haben anfangs
Ihren Zweck erfüllt aber nachdem ich dann 6 Stück (ca 700 Euro) als Dauerausrüstung
gekauft hatte musste ich leider feststellen, dass sie als Dauerlösung unbrauchbar
waren. Ich lese immer wieder in Berichten über Hufschuhtests Sachen wie:
"Diese Hufschuhe sind getestet auf 28.000 Kilometern quer durch Amerika"
(Renegades). Super Aussage - es fehlt die Erklärung wie viele Schuhe in
den 28000 Kilometern verschlissen wurden. Warum wird darüber keine konkrete
Aussage getroffen? Diese Berichte muss man sehr kritisch hinterfragen, besonders
wenn sie von den Herstellern verbreitet werden.
Zum oft vorgebeteten Gerücht: "Hält der Hufschuh
nicht, dann passt er nicht zum Pferd": Sicherlich gibt es Einschränkungen
bei kranken, deformierten Hufen oder viel zu hohen Trachten. Mein Pony hatte
jedoch neben einem vom Hufschmied vernagelten Huf, drei völlig gesunde
Hufe, läuft gerne und viel. Aber wenn sich dann ein Material als zu schwach
für die Belastung erweist, Klettverschlüsse auf Grund ihrer Konstruktion
nicht zu halten können, Hufschalen sich nach 2 Monaten Belastung weiten
und dann nicht mehr halten oder Schuhe zu klobig und schwer sind, so dass
sie im Galopp von den Hinterhufen fliegen ohne, dass man irgend etwas daran
ändern könnte (ich habe es in jedem Fall mit Ausdauer versucht und ich bin
sicher technisch nicht unbegabt), dann sind das, meiner Meinung nach, Design-
und Qualitätsmängel und keine, nicht zum speziellen Pferd passenden Systeme.
Meine Beurteilung ist eine kritische Betrachtung in der ich Vor- und Nachteile
berücksichtige aber in erster Linie die Praxistauglichkeit bei meiner Reitweise
im Sinn habe. Dies bleibt natürlich subjektiv aber jeder kann sich beim
Lesen zur Allgemeintauglichkeit des Berichtes eine eigene Meinung bilden.
Vielleicht noch etwas zu meiner Reitweise: Ich reite im Jahr etwa 3-4000
km, das sind bis zu 800 Stunden. Im Durchschnitt also etwa 330km im Monat,
naturgemäß im Sommerhalbjahr wesentlich mehr als im Winter. Wobei sich der
Winter eher auf Dezember bis Februar beschränkt. Mein Pony liebt schnelle
Sprints, galoppiert für sein Leben gerne auch um 90° Kurven und mit anderen
um die Wette oder hinter Fahrrädern her wenn ich ihn lasse (manchmal auch,
ohne dass ich ihn lasse). Ich liebe Berge, Dickichte, scheue nicht vor Schlamm,
Dreck und Wasser, nicht vor Treppen und nicht vor extrem steilen Wegen sowohl
hinauf wie auch hinunter. Im Sommer bis in den Herbst hinein sind wir öfter
im Hochgebirge unterwegs - die Wege dort: steinig, felsig und schwierig.
Im täglichen Ausreitgelände gibt es viele Steigungen, Schotterwege die bei
Trockenheit recht hart sein können aber auch weiche tiefe Waldwege. Ich
denke, viel mehr wie ich, kann man Hufschuhe kaum belasten - es sei denn
durch noch mehr Kilometer wie beim Distanzreiten. Wobei Distanzreiten, durch
die eher gleichförmige, ausdauernde Bewegung, eher die Sohlen abnutzt und
nicht das Material der Schuhe an Belastungsgrenzen führt.
Im Großen und Ganzen sieht man in meinem Langzeittest überdeutlich, dass der, von der Hufschuhindustrie und den diversen nachfolgenden Handwerkern, verbreitete Mythos "Hufschuhe seien billiger als konventioneller Eisenbeschlag" komplett an der Realität vorbei geht - zumindest bei einer pferdegerechten Nutzung! Denn frei laufende Pferde legen am Tag locker 30 km (und mehr) zurück - macht im Jahr 10680km. Ich reite maximal 4000 km im Jahr, also noch nicht einmal die Hälfte der als pferdegerecht zu wertenden Kilometerleistung ....
Die Kosten im Vergleich zu Eisen
allgemeine Schlussbetrachtung
Man in meinem Langzeittest überdeutlich, dass der, von der Hufschuhindustrie und den diversen nachfolgenden Handwerkern, verbreitete Mythos "Hufschuhe seien billiger als konventioneller Eisenbeschlag" etwas an der Realität vorbei geht - zumindest bei einer pferdegerechten Nutzung! Denn frei laufende Pferde legen am Tag locker 20-30 km (und mehr) zurück - macht im Jahr 7-10.000km. Ich reite maximal 3-4.000 km im Jahr, also gut ein Drittel der als pferdegerecht zu empfindenden Kilometerleistung. Mit Mühe und Not kommen die Renegades bei dieser Kilometerleistung nach 1 1/2 Jahren auf die gleichen Kosten wie für Eisenbeschlag aber noch habe ich diese Zeit in meinem Test nicht erreicht.
Wenn du natürlich, wie eine Kommentatorin auf Fb schrieb, nur 750km im ganzen Jahr im Gelände reitest (wobei ich denke, dass sie ihre Kilometerleistung da total unterschätzt hat), dann ist ein Hufschuh sicherlich ein guter, weil gesunder, und preiswerter Ersatz für Beschlag und sie halten dann locker 1 Jahr, mit Reparaturen und Drittbesohlung auch 3-4 Jahre und du kannst, anders als ganz ohne Schutz, auch die harten Forst-Schotterwege nutzen. Aber 750km sind schon sehr wenig wenn man bedenkt, dass ein Pferd in 30 Minuten Trab bereits 6 km zurücklegt, und dass 750km einer durchschnittlichen wöchentlichen Kilometerleistung von 14km oder 3 Stunden Reitzeit entspricht.
Da kann ich dann nur sagen, das arme Pferd - denn Pferde sind Lauftiere, sie haben sichtbar Freude am Laufen und am Erkunden bekannter und neuer Gegenden. Sie brauchen Herausforderungen und "freuen" sich über positive Erfahrungen wie auch wir Menschen. Sie wollen lernen und lieben soziale Interaktionen mit Kumpels und mit Ihrem Menschen. Sie sind keine Sportgeräte und ihr Bewegungsdrang sollte nicht nur in Hallen und Reitplätzen, mehr oder weniger im Kreis laufend, befriedigt werden. Dies kann als Training und im Winter durchaus sinnvoll sein darf aber nicht die einzige Aktivität sein und zum Selbstzweck werden. Wir haben eine Verantwortung gegenüber dem, in Gefangenschaft gehaltenen, Pferd, selbst in der eingezäunten 3ha großen Koppel sind sie ja dennoch nichts anderes als Gefangene! Sie sind in der Natur geboren und für die Natur geschaffen. Selbstverständlich könnten sie in unserer heutigen zivilisierten Natur nicht alleine überleben aber eben darin besteht unsere Verantwortung ihnen als Freund und Führer durch die zivilisierte und technisierte Welt beizustehen und ihnen ein möglichst inniges Erleben des natürlichen Lebensraumes zu ermöglichen.
Bericht ist abgeschlossen (März 2019) und wird nicht weitergeführt.
Ich habe meine Lösung gefunden in den Kunsstoffbeschlägen von Duplo-Frank. Am ehesten und wirklich nur bei Gelegenheitsgeländereitern oder bei Leuten die zu viel Geld und Zeit haben, kann ich die Renegades empfehlen, aber dann darf dein Pferd auch nicht zu sprintfreudig sein. Aber auch die sind auf langen Ritten und sobald sie älter als 6 Monate werden viel zu unsicher, als dass man darauf vertrauen könnte. Alles andere war für mich nicht dauerhaft brauchbar. Auf Grund der Kilometerleistung und der Tatsache, dass mein Pony auch nach knapp 3 Jahren nicht barhuf laufen kann, kommt kein anderes System in Frage.
Unter geänderten Voraussetzungen, z.B. wenn dein Pferd von früh an barhuf gelaufen ist, also unempfindliche Hufe hat und du nur Leistungsspitzen eines längeren Rittes abfangen musst mag es gehen - aber das ist definitiv kein Ersatz und keine Alternative zu Beschlag.
Was ich in Sachen Beschlag festgestellt habe ist, dass ein Heißbeschlag das Horn scheinbar auf Dauer brüchig macht und dann die Hornränder und Nagellöcher schneller ausbrechen. Seit ich mit Duplos beschlage ist das Problem weg und das Horn sieht dauerhaft gesund aus.